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Über das Buch
»Der literarische Mord« war Anfang der 50er Jahre Wölckens Habilitationsschrift, die – man bedenke die Zeit – angesichts des damals noch exzentrischen Themas »Kriminalliteratur« sensationellerweise von der Deutschen Forschungsgemeinschaft bezuschusst wurde. Sein Buch – das in Auszügen bis in die 60er Jahre z. B. vom SPIEGEL nachgedruckt wurde – ist die erste seriöse Arbeit zum Thema in Westdeutschland, weil sie die Kriminalliteratur nicht lesersoziologisch im Sinn der Trivialliteratur betrachtet, sondern sie literaturwissenschaftlich in die entsprechenden weltliterarischen Kontexte setzt.
Auch wenn einzelne Urteile und Erkenntnisse von heute aus gesehen diskutabel erscheinen – sie sind auf jeden Fall seriös diskutabel und unterscheiden sich damit positiv von mittlerweile subdiskutablen Positionen zum Genre.
»Ein Meilenstein des (frühen) Nachdenkens über Kriminalliteratur.« Thomas Wörtche
Warum es uns gefällt
Wölckens Buch ist substantiell, weil es Kriminalliteratur ganz selbstverständlich als Literatur begreift. Deswegen methodisch weit seiner Zeit voraus und angesichts des neuen, sehr schlichten, lediglich marketingmäßig denkenden Verständnis von »Genre« auch heute wieder moderner und aktueller.
Über den Autor
Fritz Wölcken (1903–1992). Geboren in Tientsin, absolvierte Wölcken zunächst eine Buchhändlerlehre in Göttingen und Dessau, studierte dann Anglistik, Germanistik und Philosophie, promovierte bei Friedrich Gundolf, dem »Theoretiker« des George-Kreises, und beschäftigte sich zunächst schwerpunktmäßig mit Shakespeare. Zunächst Schul-, dann Hochschullehrer u. a. in Edinburgh und Aberdeen. Keine Uni-Karriere während des »Dritten Reiches«, stattdessen Verlagsbuchhändler bei Langen-Müller und, gleich nach Kriegsdienst und Gefangenschaft, bei Paul List. Ab 1947 Anglist an der Uni München, die ihn zum 60 Geburtstag mit einer Festschrift ehrte. Neben der Literaturwissenschaft auch Publikationen zu hochschulpolitischen Themen, u. a. für DIE ZEIT.
»Der literarische Mord« erschien 1953 im Nest-Verlag, Nürnberg. Dort verlegte Karl Anders in den Jahren direkt nach dem Zweiten Weltkrieg die alten und neuen Klassiker der angelsächsischen Kriminalliteratur: Raymond Chandler, Eric Ambler, Dashiell Hammett, Howard Browne, Rex Stout et al. Wölcken flankierte das Programm der Krähen-Bücher des Nest-Verlages theoretisch.